
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der medizinischen Versorgung
Der Weltfrauentag am 8. März feiert die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung, lenkt die Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierung und Ungleichheiten und ruft dazu auf, sich für eine Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen. Wir bei UCB möchten an diesem Tag auf einen wichtigen Bereich aufmerksam machen, in dem es zu einer Ungleichbehandlung kommen kann: der medizinischen Versorgung.
Auch im Gesundheitsbereich haben Frauen mit Nachteilen in der Diagnose und Behandlung zu kämpfen. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau, ob physiologisch, hormonell oder anatomisch, werden häufig zu wenig berücksichtigt. Das kann zu Fehldiagnosen und Komplikationen führen – meist trifft es Frauen. Bereits in der medizinischen Forschung werden Frauen systematisch diskriminiert. Das Fehlen oder die verzerrte Darstellung von Daten in Studien bezeichnet man als Gender Data Gap. In klinischen Studien sind überwiegend Daten von Männern enthalten, dadurch werden Erkrankungen bei Frauen teilweise später oder gar nicht diagnostiziert. Des Weiteren können stereotypische Rollenbilder zu einer unterschiedlichen Beurteilung von Männern und Frauen im Diagnoseprozess führen. Auch gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei den präferierten Therapiezielen, die häufig nicht beachtet werden. Bei Frauen im gebärfähigen Alter ist das Ziel häufig die stabile Krankheitskontrolle, um die möglichen Lebensereignisse wie Kinderwunsch und folgend Schwangerschaft bzw. Stillzeit zu unterstützen. Das ist auch bei der Wahl der Therapieoption zu beachten.
In der Psoriasis manifestieren sich die Unterschiede so, dass erkrankte Frauen im Vergleich zu Männern eine geringere Lebensqualität haben, höhere Stigmatisierung erfahren und entsprechend mehr von der Behandlung erwarten. Sie erhalten ebenfalls seltener eine Biologika-Behandlung als Männer.1,2 Frauen mit Psoriasis haben 50% weniger Kinder im Vergleich zur Normalbevölkerung3 und jede vierte Frau schiebt ihre Entscheidung auf, schwanger zu werden.4 Entsprechend wichtig ist es für Ärzt:innen die Sorgen dieser Patientinnen zu kennen und bei der Therapie zu berücksichtigen.
Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) wird häufig als „Männerkrankheit“ angesehen, daher erhalten 89% der Frauen mit der Erkrankung zunächst eine falsche Diagnose.5 Auch die Zeit bis zur Diagnose ist bei Frauen signifikant länger als bei Männern, im Schnitt 8,8 Jahre im Gegensatz zu 6,5 Jahren.6 Frauen mit axSpA sind im Alltag stärker durch Schmerzen beeinträchtigt als Männer und haben eher chronische und ausgedehntere Schmerzen (69% vs. 28%). Auch haben sie häufiger mit Müdigkeit zu kämpfen.7
Ähnlich sieht es bei der Psoriasis-Arthritis (PsA) aus. Die Prävalenz von PsA ist bei Männern und Frauen in etwa gleich, Frauen haben jedoch häufiger mit Enthesitis (Entzündung im Ansatzbereich von Sehnen und Bändern am Knochen), stärkeren Schmerzen, stärkerer Müdigkeit und mehr Funktionseinschränkungen zu kämpfen.8,9,10,11
In Deutschland leben 5,6 Millionen Menschen mit Osteoporose, rund 80% von ihnen sind Frauen.12 Weltweit erleidet eine von drei Frauen über 50 Jahren im Laufe ihres weiteren Lebens eine osteoporotische Fraktur13, die höhere Belastungen als COPD oder ein Schlaganfall zur Folge haben kann. Trotz der Notwendigkeit, den Kreislauf von osteoporotischen Frakturen zu durchbrechen, ist die Behandlungslücke in Deutschland gleichbleibend groß: 76 % der Frauen bleiben nach einer osteoporotischen Fraktur unbehandelt.14
UCB setzt sich dafür ein, Ärzt:innen über geschlechtsspezifische Unterschiede im Bereich der immunologischen und osteoporotischen Erkrankungen zu informieren, um zu vermeiden, dass eine Diagnose und die passende Therapie verspätet oder nicht erfolgt. Auch bietet UCB Patientinnen umfassende Informationen rund um die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Dazu gehört beispielsweise die Kampagne „Advantage Hers“ mit der Profi-Tennisspielerin Caroline Wozniacki, die weltweit Frauen, die mit chronisch entzündlichen Erkrankungen leben, helfen möchte, eine aktivere Rolle bei der Entscheidungsfindung über ihre Versorgung zu übernehmen.
Weitere Informationen
Mehr über Psoriasis
Mehr über axiale Spondyloarthritis
Mehr über Psoriasis-Arthritis
Mehr über Osteoporose
Mehr über Advantage Hers
Literaturangaben
[1] Maul JT, et al. JEADV 2019;33:700–708.
[2] Lesuis N, et al. BMC Med 2012;10:82.
[3] Gonzalez-Cantero A, et al. Br J Dermatol 2019; 181(5):1085–7.
[4] Gottlieb AB, et al. Int J Womens Dermatol 2019; 10;5(3):141–150.
[5] Jovani V, et al. PLoS One. 2018;13(10):e0205751.
[6] Jovaní V, et al. J Rheumatol. 2017; 44(2):174–83.
[7] Mogard E, et al. Arthritis Rheumatol. 2018;70(S9). Abstract 2887.
[8] Orbai AM, et al. Arthritis Care Res (Hoboken). 2019. doi: 10.1002/acr.24090.
[9] Passia E, et al. Ann Rheum Dis. 2020;79(1):38.
[10] Eder L, et al. Ann Rheum Dis. 2013;72(4):578–82.
[11] Generali E, et al. Isr Med Assoc J. 2016;18(3–4):203–8.
[12] International Osteoporosis Foundation. Facts and Statistics, erhältlich unter: https://www.osteoporosis.foundation/sites/iofbonehealth/files/scope-2021/Germany%20Infographic_German.pdf, letzter Zugriff: März 2023.
[13] International Osteoporosis Foundation. Facts and Statistics, erhältlich unter: https://www.osteoporosis.foundation/facts-statistics/epidemiology-of-osteoporosis-and-fragility-fractures, letzter Zugriff: März 2023
[14] Kanis JA et al. Arch Osteoporos 2021;16:82.